Unterwegs zu alten und traditionellen Orten

Der Tag begann heute wieder ganz normal in der Schule. Naja, was heißt normal - zuerst hatten wir nämlich zwei Stunden 'tie and dye', was man ganz gut mit dem uns bekannten Baticken vergleichen könnte. Die Lehrerin hat erst erklärt, welche Arten es gibt, den Stoff  zu knoten und zu umwickeln. Wir hatten das vorher alle noch gar nicht, oder zumindest eine lange Zeit nicht gemacht, weshalb es wirklich gut war, dass wir erstmal ein Probestück weißer Seide bekommen haben und uns ausprobieren konnten. Aus Zeitgründen hat es keider keiner geschafft, sein großes Stück Stoff fertigzustellen, aber dafür werden wir am Montag noch Zeit bekommen. Unsere Erstversuche sind aber toll geworden! 

Nach einer Runde Badminton hat uns Trisha mit zu 'Sociology' genommen. Das war wirklich toll, weil ihr Kurs drei Präsentationen über 'high', 'mass' und 'popular culture' in Indien vorbereitet hatte. Danach haben wir den indischen Schülern auch über Deutschland und dessen Kultur erzählt und ich denke, dass das Recht wichtig war, um Unterschiede und allgemein die indische Kultur kennenzulernen und zu verstehen. 

Freitags geht der Unterricht nur bis 14 Uhr, anstatt 15 Uhr und in der letzten Stunde waren wir noch entweder bei 'English' oder 'Literature' in den Klassen unserer Gastschüler. 

Den Nachmittag haben wir dann nicht alle gemeinsam verbracht. Moe und Valentin sind mit ihren Austauschpartnern nach Hause gegangen und haben sich später zum Schwimmen und entspannen bei Hamid getroffen.
Raghavs Mutter hat uns anderen von der Schule abgeholt und ist mit uns in die 'old city' gefahren. Das war nochmal eine so andere Atmosphäre als die, die wir bis jetzt in Bangalore kennenlernen konnten. Viele Gebäude sind aus den 30er Jahren, aber leider ziemlich heruntergekommen und teilweise zur Hälfte abgerissen und neu gebaut  (leider ziemlich hässlich). Die Straßen waren nicht gepflastert, sondern mit Kies und Sand bedeckt. Es war allgemein alles viel dreckiger und fühlte sich noch vollgestopfter an als sonst, weil die Läden am Straßenrand winzig klein waren und ziemlich viele Menschen (diesmal zu Fuß unterwegs waren). 
Raghavs Mutter hat uns das ursprüngliche Textilviertel gezeigt und wir waren auch in einigen (großen und kleinen) Läden, wo sie uns die gefühlt tausend verschiedenen Sareestoffe erklärt hat. 
Zum ersten Mal konnten wir auch Zuckerrohrsaft probieren, wobei wir die Inder ziemlich amüsieren konnten, da wir ja noch nie ein wirkliches Zuckerrohr gesehen hatten - aber die wachsen eben nicht in Europa, zumindest soweit ich weiß. Der Saft wurde mit Ingwer und Zitrone verfeinert und war wirklich sehr erfrischend! 
Danach waren wir noch auf einem kleinen, aber feinen und gemütlichen Markt, wo Raghavs Mutter immer Obst und Gemüse einkauft und auch in einem traditionellen alten 'grocerie store', wo Einheimische alles Mögliche wie Reis und Linsen, aber auch Nüsse und Gewürze nach Gewicht aus riesigen Behältern kaufen können.
 Für uns war der Nachmittag eine so schöne Erfahrung, denn man fühlt sich gleich viel wohler und einheimischer, wenn man mit Leuten unterwegs ist, die auch die 'geheimen' Orte kennen. Und auch das Einkaufen fand ich besonders toll, weil alles regional und frisch und bunt war und die Verkäufer Raghavs Mutter auch schon ewig kennen und wissen, was sie gerne möchte. Da bekommt man gleich ein ganz anderes, wohliges Gefühl im Bauch. 

Es hat eine Weile gedauert, aber mittlerweile habe ich mich mehr und mehr an die indische Lebensweise und deren Trubel gewöhnt. 

Merle

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kreativ, geometrisch, sportlich, traditionell...indisch!

Die deutschen Touristen